Interview mit Anerkennungsberater Günter Wolf



  • Günter Wolf berät ein Mal im Monat im Welcome Center in VS-Schwenningen zur Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse.

    Günter Wolf arbeitet als Anerkennungsberater beim IQ-Netzwerk und der Liga der freien Wohlfahrtspflege in Baden-Württemberg in Freiburg. Einmal im Monat kommt er ins Welcome Center Schwarzwald-Baar-Heuberg nach VS-Schwenningen und berät Menschen mit ausländischen Abschlüssen zu den Möglichkeiten, ihre Qualifikation in Deutschland anerkennen zu lassen.

    Wir haben mit ihm gesprochen.

    Herr Wolf, Sie arbeiten als… wie heißt das nochmal?

    Sozialarbeiter im Beratungszentrum zur Anerkennung ausländischer Berufsqualifikationen. Wir sind ein Angebot des IQ-Netzwerks und der Liga der freien Wohlfahrtspflege in Baden-Württemberg.

    Die Kurzversion wäre: Anerkennungsberater 😉

     

    Was genau ist Ihre Aufgabe?

    Ich berate Menschen zu den Möglichkeiten der Anerkennung Ihrer im Ausland erworbenen Berufs- und Bildungsabschlüsse. Man könnte auch sagen, ich erkläre den Ratsuchenden, welche Möglichkeiten sie haben, Ihre Qualifikationen für deutsche Arbeitgeber verständlich zu machen.

    Unter Anderem gehört es zu meinen Aufgaben, in der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg persönliche Beratung vor Ort anzubieten.

     

    Was ist eine typische Fragestellung, mit der Ratsuchende zu Ihnen kommen?

    Viele Anliegen sind in etwa so: „Ich habe ein ‚Diplom‘ aus dem Ausland. Wie kann ich das in Deutschland anerkennen lassen, um eine Arbeit zu finden, die meiner Qualifikation entspricht?“

     

    Wie können Sie weiterhelfen?

    Zuerst muss ich mit der betreffenden Person zusammen herausfinden, was sie genau gelernt hat und mit welchem deutschen Beruf es die größtmögliche Übereinstimmung gibt. Das ist dann der sogenannte Referenzberuf.

    Wenn der gefunden ist, kann ich meistens ziemlich schnell erklären, an welcher Stelle ein Antrag auf Überprüfung der Gleichwertigkeit gestellt werden kann.

    Das können verschiedene Kammern (HWK, IHK, Architekten- oder Ingenieurskammer), ein Regierungspräsidium, die Kultusministerkonferenz oder alle möglichen anderen Stellen sein. Ich lerne selber immer wieder neue Stellen kennen.

    Alleine auf Grund der großen Zahl von „anerkennenden Stellen“ ist es auf jeden Fall ratsam, vor einer Antragstellung einen Beratungstermin in Anspruch zu nehmen. Anträge, die an nicht zuständige Stellen geschickt werden, verursachen Kosten und oft monatelangen Zeitverlust.

    Die Anerkennungsberatung ist kostenlos.

     

    Wie viel Zeit muss man für ein Anerkennungsverfahren einplanen?

    Das ist sehr unterschiedlich, aber mindestens ein halbes Jahr; je nach Beruf kann es aber auch deutlich länger gehen. Die geforderten Dokumente müssen zusammengetragen und Übersetzungen müssen angefertigt werden.

    Nach Eingang des Antrags hat die angeschriebene Stelle einen Monat Zeit, den Eingang auf Zuständigkeit und Vollständigkeit zu prüfen und gegebenenfalls weitere Unterlagen anzufordern.

    Wenn alle Dokumente vollständig sind, folgt die Eingangsbestätigung. Ab diesem Zeitpunkt muss die Gleichwertigkeitsprüfung in 3 Monaten abgeschlossen sein. Die ratsuchende Person erhält dann einen Bescheid, aus dem hervor geht, ob eine volle, teilweise oder gar keine Gleichwertigkeit vorliegt.

    Bei teilweiser Gleichwertigkeit gibt es die Möglichkeit, durch verschiedene Qualifizierungsmaßnahmen die volle Gleichwertigkeit zu erlangen. Auch in diesem Prozess können wir die Menschen begleiten und unterstützen.

     

    Was sollte jemand, der zu Ihnen kommt, alles mitbringen?

    Auf jeden Fall die Dokumente, die den Abschluss seiner Qualifikation bestätigen. Weiterhin möglichst die sogenannte „Fächer- und Notenübersicht“, aus der hervorgeht, welche Inhalte vermittelt wurden. Ein Lebenslauf ist auch sehr hilfreich. Am einfachsten ist es, diese Information gleich in einer E-Mail an mich zu schicken. Dann kann ich sofort einen Beratungstermin mit der Person vereinbaren.

     

    Welchen Rat können Sie Menschen geben, die in Deutschland nicht anerkannte Zeugnisse mitbringen?

    Auf jeden Fall empfehle ich – sobald die sprachlichen Voraussetzungen das zulassen – eine Arbeit zu suchen. Nur in sehr wenigen Berufen ist in Deutschland eine Anerkennung zwingend notwendig – zum Beispiel bei Ärzten, KrankenpflegerInnen, Erzieher*innen, Lehrer*innen, Architekt*innen und einigen anderen. In den allermeisten Berufen kann man aber ohne Anerkennung arbeiten.

    Da die Bildungs- und Berufsbildungssysteme international aber sehr unterschiedlich sind, ist es nicht immer einfach zu verstehen, welchem der mindestens 1000 verschiedenen Berufe in Deutschland die ausländische Qualifikation entspricht. Daher ist eine Anerkennung auch in den Berufen sinnvoll, bei denen es nicht zwingend notwendig ist.

    Die Chancen auf dem Arbeitsmarkt werden deutlich erhöht und eine tarifliche Entlohnung wird möglich.

    Herr Wolf, vielen Dank für das Gespräch!

     

    Die nächsten Beratungstage mit Günter Wolf finden am 23.10., 27.11. und am 11.12 im Welcome Center Schwarzwald-Baar-Heuberg, Marienstr. 10, 78054 VS-Schwenningen statt. Eine Terminvereinbarung ist unbedingt nötig und möglich per E-Mail an wolf@diakonie-freiburg.de.

    Am 23. Oktober gibt es auch wieder ein Seminar mit Günter Wolf.

    Es bietet einen ersten Überblick über das Anerkennungsverfahren, notwendige Unterlagen, Kosten und Finanzierungsmöglichkeiten.

    Das Seminar richtet sich v.a. an Personalverantwortliche in Unternehmen und an MultiplikatorInnen in der Migrantenberatung. Fachkräfte mit ausländischen Berufsqualifikationen und ihre PartnerInnen sind ebenfalls willkommen, sollten spezifische Fragen allerdings lieber in einem Einzelgespräch klären.

    Für das Seminar anmelden kann man sich hier: Cornelia Lüth, 07720 66044-04 welcome@wifoeg-sbh.de

    Das Interview führte Dorothee Eisenlohr.

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