Isuf Hajredini arbeitet als Integrationsberater bei der Agentur für Arbeit Villingen-Schwenningen – Rottweil. Dreimal im Jahr kommt er zu uns ins Welcome Center Schwarzwald-Baar-Heuberg nach VS-Villingen. Er ist unser Referent für die Seminare „Fit fürs Vorstellungsgespräch“ und „Erfolgreich bewerben – Wie sollte eine Bewerbung in Deutschland aussehen?
Wir haben mit ihm gesprochen.
Herr Hajredini, was genau ist Ihre Aufgabe bei der Agentur für Arbeit?
Als zertifizierter Integrationsberater arbeite ich im Team „Interne ganzheitliche Integrationsberatung (INGA)“ bei der Agentur für Arbeit Rottweil-Villingen-Schwenningen. Meine Aufgabe ist es Menschen in der Arbeitslosigkeit bei der Stellensuche zu begleiten und zu unterstützen. Des Weiteren helfe ich Ihnen bei der Lösung Ihrer individuellen Probleme, welche Auswirkungen auf die Arbeitsaufnahme haben können. Ich orientiere mich auf Ihre Stärken, kläre berufliche Perspektiven, finde soweit notwendig die richtigen Trainings- und Qualifizierungsmaßnahmen für sie, helfe Ihnen die richtige Bewerbungsstrategie zu entwickeln, unterstütze sie bei der Selbstsuche oder begleite sie bei Bedarf zum Arbeitgeber, nutze unsere Netzwerke und bin, soweit notwendig, auch nach ihrer Arbeitsaufnahme weiter für sie da.
Wie können Sie Fachkräften, die neu in unsere Region zugezogen sind, weiterhelfen?
Insofern alle Aufenthalts- und arbeitsrechtlichen Fragen geklärt sind, erhalten diese die gleiche Unterstützung wie alle anderen Kunden auch, d.h. eine individuelle Beratung und Vermittlung. Ich zeige Ihnen welche Angebote offen Stehen und welche Möglichkeiten sie haben. Viele Menschen aus dem Ausland haben in ihren Heimatländern Kenntnisse und Erfahrungen erworben, die für viele Unternehmen in Deutschland interessant sein können. Dieses Potential versuche ich zu nutzen. Ich zeige Ihnen auf, welche Programme es gibt, damit Sie ihre deutschen Sprachkenntnisse verbessern können, wie sie ihre Abschlüsse aus dem Ausland anerkennen lassen können und über welche Wege sie Arbeitsstellen in Deutschland finden können. Unsere Netzwerkpartner spielen hierbei eine wesentliche Rolle – u.a. das Welcome Center Schwarzwald-Baar-Heuberg. Eine weitere Aufgabe ist es den Menschen zu zeigen, wie man sich in Deutschland bewirbt und vorstellt.
Was lernen die Seminarteilnehmer im Welcome Center-Seminar?
Die Teilnehmer erfahren, wie sie sich beim Vorstellungsgespräch richtig verhalten und präsentieren. Wenn man zu einem Bewerbungsgespräch eingeladen wird, ist es wichtig, sich ausreichend vorzubereiten. Hierfür ist es notwendig, sich Informationen zum Arbeitgeber und zur besetzenden Stelle einzuholen, die eigenen beruflichen- und sozialen Kompetenzen zu kennen(-lernen), das äußere Erscheinungsbild zu planen, eine optimale Ausarbeitung auf mögliche Fragen seitens des Arbeitgebers (sowohl fachliche als auch private/persönliche Fragen) zu machen – aber auch eigene Fragen vorzubereiten (z.B. Beginn u. Dauer Arbeitsverhältnis, Fragen zum Arbeitsplatz und zur Tätigkeit, usw.). Im Großen und Ganzen versuche ich den Teilnehmern zu vermitteln, dass es für den Ersten Eindruck keine zweite Chance gibt. Außerdem erhalten die Teilnehmer von mir Tipps und Ratschläge, wie z.B. zu einem Nachfassbrief oder auch „Dankesschreiben“ genannt. Dies ist ein besonderer Trick sich noch einmal von anderen Bewerbern hervorzuheben. Dadurch wird versucht den Arbeitgeber dazu zu veranlassen, dass er/sie sich nochmal mit dem Bewerber beschäftigt.
Wie im Workshop „Fit fürs Vorstellungsgespräch“ gilt auch hier „für den ersten Eindruck gibt es keine zweite Chance“. Man kann auch sagen, dass eine gute Bewerbung wie eine Visitenkarte ist, die sie bei ihrem zukünftigen Arbeitgeber abgeben. In diesem Workshop vermittle ich, welche inhaltliche und formelle Anforderungen heutzutage an Bewerbungsunterlagen gestellt werden, wie man mit eventuellen Problemen umgeht und wie man sich erfolgreich in Deutschland bewirbt. Die Teilnehmer erhalten hilfreiche Tipps und Tricks aus der Praxis, angefangen bei der Stellensuche bis hin zur aussagekräftigen Gestaltung des Anschreibens und des Lebenslaufs. Ihnen wird die Notwendigkeit von Arbeitszeugnissen, Diplomen und sonstigen Zertifikaten aufgezeigt. Der Erfolg einer Bewerbung hängt davon ab, ob die Teilnehmer Ihre Fähigkeiten und Qualifikationen gekonnt darstellen können und hierbei den Bezug zur Stelle/Tätigkeit nicht aus dem Blick verlieren.
Was ist der Unterschied zwischen Bewerbungen in Deutschland und Bewerbungen aus dem Ausland?
Die Rahmenbedingungen und Standards der Bewerbungen weichen in vielen Ländern von denen in Deutschland ab. In Deutschland legt man sehr viel Wert auf maschinell erstellte Bewerbungsunterlagen, welche vollständig sind. Deutsche Unternehmen erwarten aussagekräftige Bewerbungsunterlagen, d.h. ein Anschreiben, ein Deckblatt mit Foto oder ein Lebenslauf mit Foto sowie Nachweise in Form von Arbeitszeugnissen, Diplomen, Zertifikaten, etc. In England oder auch beispielsweise in Frankreich kann man beobachten, dass Bewerbungen häufig einfacher aufgebaut sind. In der Regel wird ein Anschreiben oder auch Motivationsschreiben zugeschickt und eine Kurzform des Lebenslaufes. Mögliche Referenzen werden nur kurz erwähnt, so dass diese bei Bedarf jederzeit nachgereicht werden können. In einigen Fällen werden auch sog. „Empfehlungsschreiben“ mitgeschickt. Angaben wie Religion, Familienstand o.ä. werden selten gemacht. Nur wenige Bewerber aus diesen beiden genannten Beispielländern schicken ein Foto mit. Also im Vergleich kann man eindeutig sagen, dass die deutsche Bewerbung sehr viel umfangreicher ist als die unserer europäischen Nachbarn. Leider ist Deutschland noch ein recht bürokratisches Land – und diese Regel gilt auch für viele Jobbewerbungen.
Welchen Rat können Sie Menschen geben, die neu in Deutschland sind und sich hier bewerben möchten?
In aller erster Linie empfehle ich Menschen, die neu in Deutschland sind und sich hier bewerben möchten, mit der Sprache und Kultur des Landes zu beschäftigen. Es gilt zu klären, inwieweit die eigenen Sprachkenntnisse ausreichen oder womöglich noch ein Sprach- oder Orientierungskurs notwendig ist. Menschen mit einem ausländischen Abschluss sollten außerdem prüfen lassen, ob ihre Abschlüsse in Deutschland anerkannt werden können und ob ggf. Weiterbildungen notwendig sind. Als Mitarbeiter der Agentur für Arbeit empfehle ich selbstverständlich die kostenlose Beratung und Vermittlung meines Arbeitgebers zu nutzen.
Herr Hajredini, vielen Dank für das Gespräch!
Das nächste Seminar mit Herrn Hajredini findet am 24. Oktober 2019, 18-20 Uhr, im Welcome Center Schwarzwald-Baar-Heuberg, Albert-Schweitzer-Str. 18, VS-Villingen statt. Eine Anmeldung ist unbedingt nötig, da wir nur eine begrenzte Anzahl an Plätzen haben.
Für das Seminar anmelden kann man sich hier: Michela Crispo, 07721 697325-2, welcome@wifoeg-sbh.de